eBike Tuning – Wie aus einem Pedelec eine e-Rakete wird

In Deutschland ist die Gesetzeslage in Bezug auf die Geschwindigkeitsbegrenzung von Pedelecs und S-Pedelecs eindeutig: Pedelecs dürfen maximal bis 25 km/h elektrisch unterstützt werden und gelten rein rechtlich als Fahrrad, wohingegen S-Pedelecs bis 45 km/h angetrieben werden dürfen, ein amtliches Kennzeichen tragen müssen und vor dem Gesetz als Kleinkrafträder gelten. Natürlich darf ein eBike prinzipiell auch 50 km/h schnell fahren, allerdings darf so eine hohe Geschwindigkeit nur mit eigener Muskelkraft erreicht werden und ist auch aus sicherheitsbezogenen Aspekten eher nicht empfehlenswert. Viele greifen allerdings auch auf illegale Methoden zurück – dem eBike-Tuning. Welche Möglichkeiten es da gibt und was für Risiken für das Pedelec und den Fahrer bestehen, erfährst Du in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Als allererstes sei gesagt: Wir als e-Bike Portal und Online-Ratgeber zum Thema Pedelec raten Dir vom eBike-Tuning ab und begründen das damit, dass es zum einen illegal ist und zu Bußgeldern und sogar einer Freiheitsstrafe führen kann und dass dein eBike nicht für die höheren Geschwindigkeiten ausgelegt ist und daher ernsthafte Schäden erleiden kann, was auch Dir als Fahrer und den anderen Verkehrsteilnehmern Schaden zufügen kann. Dieser Artikel ist einzig und allein als Informationsquelle zu sehen, nicht als Tuning-Ratgeber.

Wie funktioniert eBike Tuning?

Bosch ebIke Tuning

Die Möglichkeiten des Tunings sind ziemlich vielseitig und die Tuning-Sets variieren auch von Antrieb zu Antrieb. Das heißt, dass ein Bosch-Motor nicht mit den selben Komponenten „entriegelt“ werden kann wie ein Brose-Antrieb. Oftmals funktioniert das eBike-Tuning so, dass dem Antriebssystem eine verfälschte Geschwindigkeit vorgegaukelt wird, sodass es denkt, dass das Pedelec langsamer fährt und die Unterstützung deshalb aufrecht erhält. So sind Geschwindigkeiten von 50 km/h oder sogar 70 km/h realisierbar (im Internet kursieren dazu bereits viele Hobby-Videos). Dafür sind sogenannte Tuning-Dongles oder Chip-Tuning erhältlich.

In der Praxis sieht das ganze so aus, dass ein kleines Gerät zwischen dem Magnetsensor an den Speichen des Laufrads und der Computereinheit, der die Daten des Magnetsensors verarbeitet, eingesetzt wird und so die elektrischen Impulse des Magnetsensors durch das Tuning-Kit reduziert werden können. So berechnet das System eine geringere Geschwindigkeit als sie tatsächlich der Fall ist. Der Preis für solche Tuning-Kits, die es online kinderleicht zu erwerben gibt, liegt bei ca. 140 – 200 €.

Welche Risiken entstehen?

Ein handelsübliches Pedelec ist in vielerlei Hinsicht geprüft und zertifiziert, sodass es auch in möglichen Extremsituationen genug Stabilität und Leistung liefert. Die Komponenten, wie der Antriebsstrang und die Bremsen, sind dabei genau auf die erlaubten 25 km/h abgestimmt und erfüllen dafür auch alle geforderten Anforderungen. Erhöht man nun allerdings die Geschwindigkeit durch eBike-Tuning um beispielsweise das Doppelte, so steigt die erzeugte Bewegungsenergie, die auf das eBike, die Bremsen und den Rahmen wirken, um das Vierfache! Gut vorstellbar also, dass die sicherheitsrelevanten Teile des Pedelecs bei getunten Modellen schnell versagen können und so auch den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer in ernstzunehmende Gefahr bringen können.

Welche Strafen lauern für das Fahren getunter Pedelecs?

Cannondale Pedelec

Da man durch das Frisieren zugelassener eBikes illegale Modifikationen vornimmt, verliert das Pedelec dadurch seine Privilegien als Fahrrad und muss als Kleinkraftrad angesehen werden. Da diese allerdings versichert sein müssen und ein getuntes Pedelec niemals die Chance dazu erhalten wird, drohen hohe Strafen.

Im Falle einer Fahrt im Straßenverkehr drohen dem Fahrer Bußgelder wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und einem Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Falls man mit einem getunten eBike sogar in einen Verkehrsunfall verwickelt wird, verliert man jeglichen Anspruch auf Schadensersatz und muss privat für alle entstandenen Schäden aufkommen, egal wer die Schuld trägt. Darüber hinaus kann eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr verhängt werden.

Chip-getunte Fahrzeuge haben im Straßenverkehr absolut gar nichts verloren und dürfen daher weder gefahren, noch geschoben oder sonst wie durch die Öffentlichkeit bewegt werden. Einzig auf einem Trailer oder Anhänger ist das Befördern eines chip-getunten Pedelecs erlaubt. Zur Öffentlichkeit zählt alles, was nicht gegen den Zutritt Dritter abgesperrt, also nicht privat, ist.

Welche Alternativen gibt es?

Natürlich wissen auch wir, dass die Versuchung groß ist, immer schneller unterwegs zu sein und den Rausch der Geschwindigkeit bis zur Spitze zu treiben. Das ist sicher auch einer der Kaufgründe für ein Pedelec, bei denen der Spaßfaktor ganz weit mit oben steht. Allerdings hat man als eBiker auch eine gewisse Verantwortung zu tragen. Verkehrsunfälle mit Pedelecs stehen schnell in den Schlagzeilen und sorgen dafür, dass auf kurz oder lang immer mehr Einschränkungen für Pedelec-Fahrer drohen. Deshalb sollte sich jeder an die Verkehrsregeln halten, damit das Pedelec auch weiterhin die gleichen Rechte wie das Fahrrad behält. Wer schneller als 25 km/h mit dem eBike fahren möchte, kann sich alternativ auch für ein S-Pedelec entscheiden, welches auf legale Weise bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützt.

Das könnte dich auch interessieren…

Teile unseren Beitrag auf Facebook: