Ein e-Bike für den Alltag mit Rennrad-Genen
In den letzten Saisons hat sich Liv mit den Top-Modellen Intrigue E+, Embolden E+ und Amiti E+ in erster Linie den e-Mountainbikes sowie den Trekking e-Bikes gewidmet. Im Modelljahr 2020 wendet sich Liv nun auch an Fahrerinnen, die vor allem auf der Straße unterwegs sind. Mit dem Thrive E+ Pro und dem Thrive E+ EX Pro kommen zwei e-Bikes für Alltag und Fitness auf den Markt. Die Modellreihe profitiert dabei eindeutig von der hohen Kompetenz im Rennradsegment, über die Liv verfügt. Die Rennrad-Gene fallen schon beim ersten Betrachten des Liv Thrive E+ ins Auge. Der Rennrad-Einschlag wird durch den Rahmen, die sportliche Geometrie sowie schlanke Reifen deutlich. Lediglich auf einen Rennrad-Lenker (Dropbar) hat Liv bei der Entwicklung des Thrive E+ verzichtet. Das e-Bike verfügt über einen Flatbar, also einen geraden und flachen Lenker. Dadurch ist die Sitzposition auf dem Thrive E+ etwas aufrechter und komfortabler als auf einem Rennrad mit Dropbar.
Das Liv Thrive E+ wird von einem kraftvollen Motor angetrieben. Für den Antrieb sorgt der Giant SyncDrive Pro. Das Thrive E+ bettelt förmlich darum, sportlich gefordert zu werden. Gleichzeitig genießt die Fahrerin auf dem e-Bike die Sicherheit, dass der Motor jederzeit helfend eingreifen kann.
Die Testbedingungen
„Mit unseren Thrive E+ Modellen ergänzen wir unser e-Bike Lineup, um Fahrerinnen die Inspiration zum Erreichen ihrer Fitness-Ziele zu liefern, für ihre Fahrten im Alltag oder um mit ihren Freunden mithalten zu können.“
Dieses Zitat aus einer Pressemitteilung von Liv hat sich unsere Testerin Jenny zu Herzen genommen. Schon seit einiger Zeit möchte sie ihren relativ langen Arbeitsweg mit dem e-Bike zurücklegen. Oft fehlte ihr dafür aber der letzte Ansporn, sodass der Weg zur Arbeit doch wieder mit der Bahn oder dem Auto bestritten worden ist. Mit dem Thrive E+ Pro sollte sich dies ändern. Die Strecke, auf dem wir das Thrive E+ getestet haben, ist circa 30 Kilometer lang und führt aus dem rechtsrheinischen Köln an das andere Ende der Stadt.
Die Beschaffenheit der Teststrecke ist typisch für den Stadtverkehr. Auf ihr geht es über Radwege in gutem, aber auch in miserablem Zustand. Dazu kommen unbefestigte Parkwege sowie Straßen. Die Stadt am Rhein ist zwar nicht unbedingt für ihre steilen Anstiege bekannt. Dennoch wartete die Teststrecke auch mit einigen langgezogenen Steigungen auf, die ohne Motorunterstützung schnell fies werden können.
Liv Thrive E+ Pro – Die ersten Eindrücke
Bevor es ans Testen geht, müssen sich das Thrive E+ Pro und unsere Testerin auf einer Jungfernfahrt erstmal aneinander gewöhnen. Bereits auf den ersten Metern entstehen einschneidende Eindrücke. Schnell wird die Besonderheit deutlich, die Liv von allen anderen e-Bike Marken unterscheidet. Liv stellt ausschließlich e-Bikes speziell für Frauen her. Bei der Entwicklung kann Liv auf eine große Menge an wissenschaftlich erhobenen Werten der Körper von Frauen zurückgreifen. Auf Basis dieser Werte wird dann jedes Detail an den Bikes auf den weiblichen Körper abgestimmt.
Dass dies tatsächlich funktioniert, realisiert unserer Testerin Jenny schnell. Schon nach wenigen Metern auf dem Thrive E+ Pro spürt man, dass alles passt. Vor allem im Vergleich mit Modellen anderer Marken fällt auf, wie gut das neue e-Bike von Liv auf den fraulichen Körper angepasst ist. Auf dem Thrive E+ nimmt die Fahrerin eine sportliche Sitzposition ein, die allerdings weniger gestreckt als auf einem Rennrad ist. Den Reach, also den Abstand von Sattel zu Lenker, empfindet unsere Testerin als ideal. Mit geradem Rücken und leicht nach vorne gebeugt, erreichen die Hände den Lenker in einem Winkel, mit dem sich auch längere Strecken bequem zurücklegen lassen und kräftiger Druck auf die Pedale ausgeübt werden kann. Dank der Hörnchen am Lenker ist es möglich, die Position auf dem Bike bei längeren Fahrten zu wechseln und so für Entlastung zu sorgen. Insgesamt ist das Liv Thrive E+ kompakt und überzeugt durch ein sehr leichtes Handling. Auf Aktionen der Fahrerin reagiert das Thrive E+ zuverlässig und schnell.
Motor, Akku und Fahreigenschaften
Unser Test startet an einem Montagmorgen um 7 Uhr. Der Akku mit einer Kapazität von 375 Wh ist zu diesem Zeitpunkt vollständig geladen, sodass das Ladegerät zuhause bleiben kann. Unsere Testerin Jenny vertraut darauf, dass die Akkukapazität nicht nur für ihren Weg zur Arbeit, sondern auch noch für den Heimweg ausreicht. Mit einem maximalen Drehmoment von 80 Nm ist der Antrieb des Liv Thrive E+ sehr kräftig. Der SyncDrive Pro Motor ist in der höchsten Unterstützungsstufe in der Lage, die eigene Tretleistung um bis zu 360 % zu verstärken. Gleichzeitig hat der Motor bei Geschwindigkeiten über der Grenze von 25 km/h praktisch keinen Tretwiderstand. Diese Grenze lässt sich mit einem e-Bike wie dem Liv Thrive E+ sehr schnell erreichen. Durch die sportliche Geometrie des Bikes wird unsere Testerin Jenny zu Höchstleistungen angespornt.
Die schmale Bereifung stellt sicher, dass die Kraft ohne spürbare Verluste in Vortrieb umgemünzt wird. Das Thrive E+ Pro rollt und rollt und rollt. Selbst bei hohen Trittfrequenzen ist die Motorunterstützung noch immer kraftvoll. Dementsprechend können wir an Steigungen ohne Leistungseinbrüche in niedrigen Gängen pedalieren.
Komfort und Geschwindigkeit
Im Vorfeld unseres Tests hatten wir Sorge, dass die Fahrt auf dem Thrive E+ durch Schlaglöcher und Bordsteine leicht ausgebremst werden kann. Auf unserer Testfahrt stellt sich diese Sorge jedoch als absolut unbegründet heraus. Die dünnen Reifen sind ungeahnt stabil. Auf unebenen Abschnitten bieten diese durch das Luftvolumen wesentlich mehr Dämpfung als gedacht. Durch die ungefederte Gabel ist das Liv Thrive E+ sehr dynamisch. Den fehlenden Federweg nehmen wir dabei gerne in Kauf. Unbefestigte Parkwege und kleine Strecken im Wald stellen auf unserer Testroute keine Schwierigkeit dar. Mit dem Thrive E+ Pro meistern wir auch solche Abschnitte problemlos. Wegen der Reifen mit wenig Profil ist es notwendig, auf rutschigem Untergrund bewusst zu bremsen. Die Gefahr, die Kontrolle über das e-Bike zu verlieren, besteht aber in keiner Situation.
Nachdem circa ein Viertel der Strecke absolviert ist, geht es auf eine der Kölner Rheinbrücken. Auf dem langgezogenen Zubringer zeigt der Smart-Support-Modus des SyncDrive Pro seine Stärken. Im Smart-Support-Modus wählt das Antriebssystem selbst die ideale Unterstützung für die jeweilige Fahrsituation aus, sodass wir uns komplett auf die Strecke und andere Verkehrsteilnehmer konzentrieren können. Damit das gelingt, verfügt das e-Bike über sechs Sensoren. Diese messen Drehmoment, Drehzahl, Trittfrequenz, Motordrehzahl, Gefälle sowie Beschleunigung. Mithilfe der ermittelten Daten legt das Antriebssystem die perfekte Motorunterstützung für ein flüssiges Fahrgefühl fest.
Auf der Brücke angekommen, müssen wir gegen den Wind ankämpfen. Dennoch sind wir auf dem Liv Thrive E+ so schnell, dass das zweite Kettenblatt und die dadurch hohe Übersetzungsbandbreite wie gerufen kommen. Das Thrive E+ Pro bietet eine Range von 20 Gängen. Dabei sorgt die Shimano Tiagra als speziell für Rennräder konzipierte Schaltgruppe für schnelle und zuverlässige Schaltvorgänge.
Fazit zum Liv Thrive E+ Pro
Das Liv Thrive E+ ist ein durchdachtes e-Bike, das sich nur von roten Ampeln ausbremsen lässt. Auf dem Thrive E+ hat der lange Zeit gefürchtete Weg zur Arbeit richtig Spaß gemacht. Mit dem Fitnessbike ist unsere Testerin Jenny trotz einer Strecke von rund 30 Kilometern schneller als mit der Bahn zur Arbeit gekommen. Das Thrive E+ motiviert zum Fahren und ist somit perfekt, um etwas für die eigene Fitness zu tun. Der Akku des e-Bikes hat mit 375 Wh eine ausreichende Kapazität. Auf dem 30 Kilometern zur Arbeit hat unsere Testerin nicht einen Akkustrich verbraucht. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass das Thrive E+ zu einem sportlichen Fahrstil und Geschwindigkeiten über 25 km/h einlädt. Für Fahrerinnen, die eine höhere Akkukapazität möchten, hat Liv ein zweites Akkupack mit 250 Wh im Angebot. So lässt sich die Gesamtkapazität des e-Bikes auf 650 Wh erweitern.
Da wir das Liv Thrive E+ zur Herbstzeit getestet haben, hätten wir uns über Schutzbleche und Licht gefreut. Wer Wert auf diese Ausstattung sowie einen Gepäckträger legt, der ist mit dem Schwestermodell Thrive E+ EX Pro jedoch bestens bedient. Das von uns getestete Modell Thrive E+ Pro besitzt ebenfalls Vorrichtungen zur nachträglichen Montage von Schutzblechen.
Gibt es auch Kritikpunkte, die erwähnt werden müssen? Den einzigen Wermutstropfen, den wir ausmachen konnten, ist der recht schmale Lenker. Dieser garantiert zwar ein einwandfreies Handling des e-Bikes. Mit dem EVO One Display und den Schaltgriffen ist jedoch schon viel Platz verbraucht. Für Zubehör wie Licht oder das Handy bietet der Lenker dann nur noch wenig Raum. Mit ein wenig Schieben ist es uns letztlich aber doch gelungen, alles Notwendige am Lenker anzubringen.