Was muss ein Touren e-Bike können?
Wodurch zeichnen sich Touren e-Bike aus? Bevor wir uns dem FOCUS Aventura2 6.7 widmen, möchten wir zunächst dieser Frage nachgehen. Die von uns getesteten Touren e-Bikes müssen in der Lage dazu sein, ein breites Spektrum an Einsatzgebieten abzudecken. Sie sind wahre Alleskönner für den tagtäglichen Weg zur Arbeit, den Wochenendausflug in die Natur oder aber mehrtägige Trekking-Touren mit Gepäck.
Alle vier Touren e-Bikes, die von uns getestet worden sind und die wir euch in den kommenden Wochen näher vorstellen möchten, sind voll straßentauglich. Das bedeutet, ihre Ausstattung erfüllt sämtliche Vorgaben der StVZO. Darüber hinaus zeichnen sich die Touren e-Bikes aus unserem Test durch eine überdurchschnittliche Ausstattung sowie einen kraftvollen Motor aus. Das Gesamtpaket, das ein Pedelec zum Touren e-Bike werden lässt, wird durch eine hochwertige Brems- und Lichtanlage, Gepäckträger, Schutzbleche sowie breite Reifen abgerundet.
Der erste Eindruck
Unser Testfahrer Christof, auch als der Belchenradler bekannt, konnte das FOCUS Aventura2 6.7 in der Farbvariante „Toronto Grey“ fahren. Auf den ersten Blick gefällt ihm die Optik des Touren e-Bikes sehr gut, es macht einen edlen und zugleich sportlichen Eindruck. Das Modell besitzt die gleichen Mountainbike-Gene wie das Jarifa2. Zusätzlich stattet FOCUS es für ein möglichst breites Einsatzspektrum und ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit jedoch mit Licht, Gepäckträger und Schutzblechen aus. Die Schutzbleche des Touren e-Bikes sind nicht aus Kunststoff, sondern aus Aluminium gefertigt. Damit unterstreicht FOCUS die Wertigkeit des Aventura2 6.7.
Schon nach kürzester Zeit fühlt sich Christof auf dem Touren e-Bike zuhause. Keine große Überraschung, denn unser Testfahrer war bereits im vergangenen Jahr längere Zeit auf einem FOCUS Jarifa2 unterwegs. Passend zur Optik gestaltet sich auch die Sitzposition auf dem Aventura2 6.7 eher sportlich. FOCUS spendiert dem Modell dazu einen bequemen Touring-Sattel sowie komfortable Lenkergriffe. Die wichtigen Kontaktpunkte zwischen Fahrer und e-Bike, also Sattel, Griffe sowie Pedale, sind stimmig und passen zum Konzept des Aventura2 6.7.
Bärenstarker Antrieb und großer Akku
Ein sehr kraftvoller Motor und ein großer Akku. Diese Kombination zeichnet das FOCUS Aventura2 6.7 aus. Als Antrieb nutzt FOCUS den Bosch Performance Line CX GEN4. Mit einem maximalen Drehmoment von 85 Nm handelt es sich um den stärksten e-Bike Motor, den Bosch derzeit herstellt. Ein solch kräftiger Antrieb ist keinesfalls selbstverständlich. Viele Hersteller verbauen in ihren Touren e-Bikes schwächere Motoren. Durch den Bosch Performance CX GEN4 unterstreicht FOCUS deutlich die Mountainbike-Gene des Aventura2 6.7.
Unseren Testfahrer Christof beeindruckt der Antrieb von Bosch durch sein kraftvolles, aber dennoch sehr feinfühliges Ansprechverhalten. Du möchtest dir keine Gedanken um die passende Unterstützungsstufe machen? In diesem Fall steht der dynamische e-MTB Modus zur Verfügung. Wird dieser Modus ausgewählt, so sorgt der Motor für eine variable und vom Pedaldruck abhängige Unterstützung zwischen 140 Prozent und 340 Prozent. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h wird die Motorunterstützung angenehm ausgeblendet. Das Aventura2 6.7 lässt sich dann entkoppelt vom Motor fahren, ohne dass der Fahrer wie in früheren Jahren gegen einen Widerstand ankämpfen müsste.
Der Akku des FOCUS Aventura2 6.7 verfügt über eine Kapazität von 625 Wh. Wie es inzwischen „State of the Art“ ist, ist der Akku elegant und unsichtbar in das Unterrohr des Pedelecs integriert. Durch die Kombination aus Bosch Performance CX GEN4 und 625 Wh Akku lassen sich mit dem Aventura2 6.7 ausgedehnte Touren mühelos bewältigen. Für besonders lange Ausfahrten hat FOCUS eine Dual Battery-Option in petto. Mit einem zweiten 500 Wh Akku erhöht sich die Gesamtkapazität des Touren e-Bikes auf durchaus beeindruckende 1.125 Wh.
Tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 3.299 € ist das Aventura2 6.7 das preisgünstigste Modell aus unserem Test der besten Touren e-Bikes 2021. Für unseren Testfahrer Christof ist das das Preis-Leistungs-Verhältnis des Modells grandios. Das Aventura2 6.7 ist funktionell und zweckmäßig ausgestattet. FOCUS verbaut hochwertige Komponenten, beschränkt sich allerdings auf das Notwendige. So fasst Christof die Ausstattung unter dem Motto „Einfach, aber gut!“ zusammen.
Schauen wir uns die wichtigsten Komponenten des Touren e-Bikes an. Geschaltet wird über die Shimano Altus Kettenschaltung mit 9-Gängen. Auch bei der Bremsanlage hat sich FOCUS für ein Produkt von Shimano entschieden, nämlich die Shimano MT200 2-Kolben-Bremse. Als Display kommt das Bosch Purion zum Einsatz. Die Stahlfedergabel schließlich kommt von SR Suntour und hat einen Federweg von 100 mm.
Natürlich verfügt die SR Suntour XCM 34 nicht über das feinfühlige Ansprechverhalten einer Luftfedergabel. Im Bereich der Touren e-Bikes sind gehören Stahlfedergabeln wie die XCM 34 jedoch zum absoluten Standard. Sie sind vergleichsweise günstig, simpel im Setup und zudem wartungsärmer als eine Luftfedergabel. Mit 100 mm Federweg ist die Gabel des Aventura2 6.7 bereits überdurchschnittlich. Bei zahlreichen Touren e-Bikes auf dem Markt fällt der Federweg deutlich kleiner aus.
Wer sich ein Touren e-Bike mit noch hochwertigeren Komponenten wünscht, der greift zum Aventura2 6.8 mit 11 Gängen oder dem Aventura2 6.9 mit einer 12-Gang-Schaltung. Beide Modelle besitzen dann auch eine Luftfedergabel. Mit dem Aventura2 6.8 und 6.9 geht FOCUS eher den Weg in Richtung e-Mountainbike.
Die beiden e-Bikes aus der Modellreihe eignen sich besonders gut für Touren in den Bergen und auf unbefestigtem Terrain.
Berei(f)t für Asphalt, Wald- und Schotterwege
FOCUS bestückt das Aventura2 6.7 mit 29 x 2,25 Zoll großen Reifen von Schwalbe. Mit leichten Stollen auf der Lauffläche und etwas größeren Stollen außen eignet sich die Bereifung ideal für den Allround-Einsatz. Dank der Schwalbe Smart Sam rollt das Touren e-Bike komfortabel, effektiv und vergleichsweise leicht über asphaltierte Wege. Durch das Stollenprofil stellt FOCUS sicher, dass das Aventura2 6.7 auch auf Wald- und Schotterwegen ausreichend Grip bietet und der Fahrer sicher unterwegs ist.
Wie bereits erwähnt, stattet FOCUS das Aventura2 6.7 im Modelljahr 2021 mit einer 9-fach Schaltung aus. Ist eine Schaltung mit „nur“ 9 Gängen bei einem sportlich orientierten Touren e-Bike noch am Puls der Zeit? Die Entscheidung für die 9-Gang Schaltung von Shimano dürfte vermutlich dem günstigeren Preis geschuldet sein. Irgendwo muss der Hersteller in der Kalkulation eben kleinere Abstriche machen. Aber wie viele Gänge sind denn überhaupt notwendig? Und welche Übersetzungsbandbreite wird in der Fahrpraxis benötigt?
Mühelos den Berg hinauf
Um Antworten auf diese Fragen geben zu können, hat sich Christof auf das Aventura2 6.7 geschwungen und sich auf eine ausgiebige Testfahrt begeben. Seine Testrunde führt Christof hinauf zu einer Burgruine im badischen Staufen. Auf dem Weg dorthin gilt es für ihn und das Aventura2 6.7, Steigungen im zweistelligen Prozentbereich zu überwinden. Für das Touren e-Bike von FOCUS stellen die steilen Passagen gar kein Problem dar. Christof schaltet einfach in eine der kräftigsten Unterstützungsstufen des Motors und kann die Steigungen auch mit einer 9-Gang-Schaltung ohne Schwierigkeiten erklimmen.
Für die 9-Gang-Schaltungen sprechen zudem die geringen Unterhaltungskosten für Verschleißteile. Lässt sich ein Austausch nicht vermeiden, so kostet eine 9-fach Kassette beispielsweise wesentlich weniger als eine 12-fach Kassette. Wer häufiger bergige Touren unternehmen und dabei auch gerne höhere Frequenzen treten möchte, der sollte über eine Anschaffung des Aventura2 6.8 oder 6.9 nachdenken. Bei diesen Pedelecs stehen am Berg 11 Gänge beziehungsweise 12 Gänge zur Verfügung.
Was ist Christof während seiner Testfahrt noch aufgefallen? Die hydraulischen Scheibenbremsen von Shimano verrichten unauffällig, jedoch extrem zuverlässig ihren Dienst. In allen Fahrsituationen verfügt das Aventura2 6.7 über ausreichend Bremskraft. Auch die Ergonomie der Bremshebel sagt unserem Testfahrer sehr zu.
Eine echter Packesel
Besonders positiv: Das FOCUS Aventura2 6.7 ist bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 150 kg freigegeben. Für ein e-Bike, das für mehrtägige Touren genutzt werden soll, ist eine Gewichtsfreigabe in ausreichender Höhe natürlich von essentieller Bedeutung. Viele Hersteller geben ihre Bikes nur bis zu einem maximalen Systemgewicht von 130 kg frei. Da stößt ein groß gebauter Mann schnell an die zulässige Gewichtsgrenze. Auf Touren mit dem Aventura2 6.7 sollte das Gesamtgewicht normalerweise keine Schwierigkeiten verursachen. Bei maximal 150 kg lassen sich auch Gepäcktaschen ohne Probleme mitnehmen.
Wermutstropfen Geräuschentwicklung
Nach so vielen positiven Worten zum FOCUS Aventura2 6.7 möchten wir euch einen kleinen Wermutstropfen nicht verschweigen – die Geräuschentwicklung des Bosch Performance Line CX GEN4. Dieser Antrieb ist auch in Touren e-Bikes von Corratec und Riese & Müller verbaut, die wir euch im Rahmen unserer Testreihe ebenfalls vorstellen werden. Dort fällt der Antrieb akustisch weit weniger auf als beim FOCUS Aventura2 6.7. Die Art und Weise, wie der Motor integriert ist und wie der Rahmen als Ressonanzkörper wirkt, scheint einen erheblichen Unterschied zu machen.
Auf unbefestigten Wegen nimmt Christof auch Geräusche wahr, die durch die Schutzbleche aus Aluminium verursacht werden. Kleine Steine, die von den Reifen aufgenommen und während der Fahrt gegen die Schutzbleche geschleudert werden, sorgen für ein metallisches Störgeräusch.
Selbstverständlich gilt bei diesem Thema jedoch immer, dass Geräuschwahrnehmungen eine sehr individuelle Angelegenheit sind. Während sich der eine an den Geräuschen stören mag, fallen diese einem anderen womöglich überhaupt nicht auf. Um die eigene Wahrnehmung zu prüfen, empfehlen wir vor dem Kauf eine ausgiebige Probefahrt beim Fachhändler.
Das Testfazit
Mit dem Aventura2 6.7 ist es FOCUS gelungen, ein sehr stimmiges und sportlich orientiertes Touren e-Bike auf den Markt zu bringen. Vor allem für preisbewusste Tourenfahrer und -fahrerinnen sollte das Modell extrem interessant sein.
Wir wünschen euch viel Spaß dabei, das Bike beim Händler eures Vertrauens selber zu testen und euch ein eigenes Bild zu machen!
Unser Testfahrer: Christof Steier, e-Bike Guide und Fahrtechnikcoach der e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd